09. Januar 2020

Digitalisierung ökologisch gestalten

Das Netz der Zukunft?
09. Januar 2020

Digitalisierung ökologisch gestalten

Das Netz der Zukunft?

Inhalt dieses Beitrags

  • Video on demand verursacht 100 Megatonnen CO2, so viele Treibhausgase wie Chile

  • digitale Technologien sind für 3,7% der Treibhausgase verantwortlich, das ist mehr als der internationale Flugverkehr

  • Wenn das internet ein Land wäre, wäre es der 6. größte Stromkonsument auf Erden

also? das Internet abschalten?

oder überlegen wie man auf diesem Feld ordentlich CO2 einsparen kann?

Der Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe ist die zentrale politische Herausforderung unserer Zeit.

Ohne den Einsatz neuer Technologien und Innovationen ist dieser kaum zu gewinnen. Gleichzeitig benötigen digitale Anwendungen oftmals erhebliche Mengen an Strom.

Bis zum Jahr 2030 könnte der Anteil der Digitalisierung, je nach Wachstumsszenario, zwischen 20 Prozent (moderates Szenario) und 50 Prozent (pessimistisches Szenario) des weltweiten Stromverbrauchs betragen.

Auf Basis des derzeitigen globalen Strommixes wäre damit zu rechnen, dass digitale Anwendungen im Jahr 2020 für CO2-Emissionen in Höhe von 2,5 Gigatonnen verantwortlich sein könnten.

Aber: In allen Sektoren, in der industriellen Produktion, in den Bereichen Mobilität und Logistik, Strom und Wärme oder der Landwirtschaft können digitale Innovationen helfen, die Klimaziele doch noch zu erreichen.

Derzeitiger Haupttreiber für den wachsenden Stromverbrauch der Digitalisierung sind insbesondere die rasche Verbreitung und Nutzung von Streaming- und Video-on-Demand-Diensten. Auch die Blockchain-Technologie gilt als besonders energieintensiv.

Ähnliches gilt für Anwendungen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz, insbesondere maschinelles Lernen bzw. Deep Learning – mit dem derzeitigen Boom bei KI-Anwendungen ist hier mit einem starken weiteren Anstieg beim Stromverbrauch zu rechnen.

Zudem kommen in IT-Infrastruktur und Endgeräten große Mengen wertvoller und endlicher Rohstoffe zum Einsatz, die teilweise unter unhaltbaren ökologischen und sozialen Bedingungen gefördert werden.

Damit die Digitalisierung also nicht zur Falle sondern Nachhaltig wird brauchen wir:

1. Anreizstrukturen wie Preise, die die ökologische Wahrheit ausdrücken – und allem voran einen angemessenen CO2-Preis.

2. Offenheit, offene Standards und fairer Wettbewerb als zentrale Voraussetzungen für eine gemeinwohlorientierte Gestaltung der Digitalisierung.

3. Fairer Wettbewerb in der digitalen Ökonomie ist eine Voraussetzung für das Heben ökologischer Potenziale digitaler Technologien und das Vermindern von ökologischen Risiken.

4. Eine rasche Umsetzung der Energiewende.

Deshalb fordern wir GRÜNE in unserem Antrag: “Digitalisierung ökologisch gestalten”

 

1. eine Green-IT-Strategie der Regierung mit:

a. Anreizen für die Reduktion des Stromverbrauchs der öffentlichen IT Umstellung auf energieeffiziente Wasserkühlungssysteme und Nutzung der Abwärme.

b. die Digitalisierungsstrategien auf Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu überarbeiten, innerhalb dieser Strategien klare ökologische Ziele zur Senkung des Energie- und Ressourcenverbrauchs zu definieren und sicherzustellen, dass geförderte Technologien ungewollte Nebenwirkungen wie Rebound-Effekte vermeiden,

c. Schwerpunkt auf die Entwicklung von „Sustainable AI“ zu setzen, die einen unmittelbaren Beitrag zur Reduktion von Energie- und Ressourcenverbräuchen oder zur Erreichung weiterer SDGs liefern,

d. Ausschreibungsbedingungen für die öffentliche Hand so auszugestalten, dass der Energie- und Ressourcenverbrauch und die nachhaltige Nutzbarkeit von Soft- und Hardware stärker berücksichtigt

e. ambitionierte Ziele hinsichtlich Energie- und Ressourceneffizienz für die von der Bundesregierung derzeit vorangetriebene europäische Cloud-Initiative „Gaia X“ zu definieren,

 2. Schwerpunkt auf Urban Mining, um insbesondere Rohstoffe aus Elektrogeräten und IT-Hardware zurückzugewinnen und in Wertstoffkreisläufen zu halten, und für die Einhaltung und Überwachung von sozialen und ökologischen Standards bei der Gewinnung von kritischen Rohstoffen für IT/Digitalisierung (wie seltene Erden) zu sorgen
 3. „Digitalisierung für Nachhaltigkeit“ zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 zu machen
 4. sich in der Europäischen Union dafür einzusetzen, dass noch 2020 ein 8. Umweltaktionsprogramm sowie eine europäische Agenda 2030 als Umsetzungsstrategie der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) erarbeitet wird
 5. sich auf europäischer Ebene für die Schaffung einer EU-Green-IT-Strategie und einer IT-Ökodesign-Richtlinie einzusetzen, mit
  • verbindlichen Standards für Energieeffizienz von IT-Geräten
  • ein „Right to repair“ für digitale Endgeräte

c. Vorgaben zu Effizienzstandards für Videoplattformen wie Deaktivierung von Autoplay als Default-Einstellung, Einfügen eines sichtbaren Audio-only-Buttons oder Default-Einstellungen zur Videoauflösung von Streaming- und Video-on-Demand-Diensten definiert,

  •  eine umfassende Studie zur Erfassung des derzeitigen und zu wahrscheinlichen Szenarien eines zukünftig zu erwartenden Stromverbrauchs digitaler Technologien in Auftrag zu geben

7. im Rahmen der digitalen Beratungs- und Informationsprogrammen des Bundes, beispielsweise im Programm „Mittelstand Digital“ des BMWi, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen konkrete und zielgruppengerechte Informations- und Schulungsangebote zum Thema Green IT und der Verwendung ressourceneffizienter Systeme zu machen,

 Infos und Texte: Felix Grädler / Dieter Janecek / Antrag Drucksache 19/15804

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